Optimierung von Startverhalten und Leerlauf – Neue Wege
Verfasst: 13. September 2019, 10:45
Ich habe natürlich die gleichen Probleme wie die meisten, was Startverhalten und Leerlauf angeht. Zündkerzenbild war immer schwarz selbst nach 10 km Volllast. Bei mir handelt es sich um einen Leo aus Bj. 1998. Dank der umfassenden Ausführungen der Webseite von Reinhold Messner bin ich die Probleme angegangen, doch haben alle Tipps nicht wirklich was gebracht. Ich habe also nach neuen Wegen gesucht und nach sehr viel Recherche auch neue Ansätze gefunden, die ich euch nun, ohne jede Gewähr, mitteilen will.
Sollten meine Erkenntnisse schon veröffentlicht sein, bitte ich um Nachsicht. Alle Einträge zu studieren ist ein bisschen aufwändig.
Kapitel 1: Choke
Er funktioniert oder eben nicht. Das ist falsch. Es hat mich immer gestört, dass bereits nach kurzer Standzeit der Choke ohne Notwendigkeit aktiv ist. Kein Strom bedeutet nunmal, dass sich der Kolben zurück zieht und den Kanal zur Schwimmerkammer frei gibt. Gleichfalls ist die Dauer der Chokephase beim Kaltstart für mich zu lange.
Lösung:
Der Choke ist einstellbar, ob man es glaubt oder nicht. Man entferne die zwei kleinen Nieten der Schutzkappe und dann eben diese. Der Choke besteht klar erkennbar aus 2 Teilen und hat ein Gewinde. Bei mir war es frei, eventuell ist es ein bisschen mit Kleber fixiert. Die Chokebohrung im Vergaser weist 3 Löcher auf. Unten mittig für die Nadel des Chokekolben. Seitlich 2 Bohrungen, die auf ca. 14,5 mm unterhalb der Chokeaufnahme sitzen. Mein Choke war im Ruhezustand auf ca. 12 mm vom Chokegehäuse bis Kolbenende eingestellt. Somit ergibt sich eine Strecke von ca. 2,5 mm bis die Bohrungen überhaupt erreicht werden. Bei einem Gesamthub von ca. 5 mm schafft der Choke es kaum diese Bohrungen zu verschliessen.
Kurzerhand den Choke durch Drehen des Oberteils so eingestellt, das er im Ruhezustand auf 13,5 mm steht. Um genügend Gewinde für weitere Feinjustierungen zu haben, wurde ein kleiner Metallstift, der vom Ausdehnungsgefäß raus schaut, kurzerhand um ca. 2 mm gekürzt. Ergebnis ist eine normale Startfunktion aber eine erheblich verkürzte Chokephase. Kann natürlich auf die aktuellen Witterungsbedingen, insbesondere Winter angepasst werden. Im Uhrzeigersinn macht er schneller zu und umgekehrt. Wobei 1 Umdrehung etwa 1 mm Bewegung des Chokekolbens bedeuten. Aktuelle Chokephase ca. 30 bis 45 Sekunden. Sehr detailliert bei den Kollegen im Hexagon-Forum.de nachzulesen.
Chokealternative:
Die Besonderheit beim Leo sind nur 18,5 mm Chokedurchmesser und der Kolben steht bereits auf besagten 12 bis 13 mm Hub. Die Standardchokes haben meist 20mm Aufnahmen und einen viel zu kurzen Kolben. Was kaputt geht ist meist das Heizelement und das Ausdehnungselement. Hier sollten die Teile eines „Dellorto Choke“ helfen. Also zerlegen, zu Not mit Gewalt, und Einzelteile tauschen. Sehr detailliert bei den Kollegen im Hexagon-Forum.de nachzulesen.
Kapitel 2: Vergaserbedüsung
Problem ist ein ständig schwankender und unruhiger Leerlauf. Leerlaufschraube (die kleine oben) darf max. ¼ Umdrehung geöffnet werden, sonst überfettet er. Auch hier hat die Recherche ergeben, dass Einstellbereiche unter 1 Umdrehung bzw. über 2,5 Umdrehungen zu Handlungsbedarf führen. Es handelt sich hier ja um eine Benzinregulierung, keine Luftregulierung. In Verbindung mit der Gemischanreicherung des Choke beim Start einfach des Guten zu viel. Beim Leo haben Leerlaufdüse 42,5 und Hauptdüse 107,5 ein Verhältnis von 0,39 zu 1. Nach meiner Recherche liegen die meisten Bedüsungen bei ca. 0,29 zu 1 bis 0,32 zu 1. Leo also zu fett?!
Lösung:
Nebendüse 36 bis 38 einsetzen. Ich habe eine 38 verbaut, da mir die 36 bis Halbgas zu mager erscheint. Dies führt auch zu einer besseren Zerstäubung, da bei gleicher Strömungsgeschwindigkeit weniger Benzinteilchen „verteilt“ werden müssen. Das entspricht einer Verkleinerung der Düsenbohrung um 20 % bezüglich der Oberfläche. Aber erst mal eine finden. Baugleich zu finden für eine Yamaha FJ 1200. Hersteller ist Keyster. Artikelnummer KYS-15A037,5. Alternativ geht auch ein Düsenset von Naraku für PHBN/PHBG M5. Erhältlich bei Roller.com Artikel-Nr.: 2981378. Set mit 10 Düsen von 30 – 50. Diese sind allerdings 3-4 mm kürzer, aber funktionieren. Bei der Gelegenheit natürlich gleich Grundreinigung aller Düsen und Kanäle. Nicht vergessen den Sitz vom Schwimmerventil auszubauen. Hier ist ein kleines Filtersieb, das verschmutzt zu verringertem Benzinzufluß führt. Die Leerlaufdüse ist bis ca. ¼ Gas für die Gemischbildung zusätzlich verantwortlich. Also nicht nur das Standgas.
Leerlaufschraube läßt jetzt einen relativ breiten Bereich zu, in dem der Leo rund läuft und ist auch nicht mehr so sensibel auf geringste Bewegungen. Grundeinstellung ca. 1 Umdrehung.
Kapitel 3: Benzinreservoir; Besonderheit bei BJ. 98
Diesen „Zusatztank“ habe ich kurzerhand rausgeschmissen. Man nehme einen T/Y- Verbinder (Stärke 5 mm) und verbinde die 2 obersten Schläuche, also Vor- und Rücklauf. Der dritte Anschluß geht dann zum Vergaser. Diesen Schlauch habe ich zu Kontrollzwecken durchsichtig gewählt. Diese Lösung gibt es ab Werk ab Bj. 99.
Kapitel 4: Einstellarbeiten
Wie hören sich 1400, 1500 oder 1600 Umdrehungen Standgas an? Ich habe mir zu diesem Zweck einen digitalen DZM gekauft, der induktiv über das Zündsteckerkabel funktioniert. 4 bis 5 mal umwickeln und gut ist. Bewährt hat sich hier die Marke BOCAST. Auch sehr nützlich bei der Abstimmung der Variomatik.
Ansonsten gilt, wie immer, warm gefahren und alles dicht, also auch keine Nebenluft. Luftfilter sauber und Zündkerze ok.
Resümee: Mir erscheint der Roller ab Werk weit zu fett eingestellt. Gerade beim Kaltstart ist die Kombination aus falsch justiertem Choke plus reichlich zu groß dimensionierte Leerlaufdüse tödlich. Beim Warmstart greift der Choke wiederum auch zu stark und zu lange ein. In Kombination mit der zu großen Leerlaufdüse führt auch dies zu Startproblemen.
Meiner startet nun i.d.R. auf den ersten Knopfdruck. Schnurrt relativ stabil auf 1450 U/min. im Standgas. Verbrauch auch gesunken und sehr weicher Übergang beim Gas wegnehmen.
Vielleicht helfen meine Erkenntnisse dem einen oder anderen. Wie immer gilt alles ohne Gewähr und Nachahmung auf eigenes Risiko.
Sollten meine Erkenntnisse schon veröffentlicht sein, bitte ich um Nachsicht. Alle Einträge zu studieren ist ein bisschen aufwändig.
Kapitel 1: Choke
Er funktioniert oder eben nicht. Das ist falsch. Es hat mich immer gestört, dass bereits nach kurzer Standzeit der Choke ohne Notwendigkeit aktiv ist. Kein Strom bedeutet nunmal, dass sich der Kolben zurück zieht und den Kanal zur Schwimmerkammer frei gibt. Gleichfalls ist die Dauer der Chokephase beim Kaltstart für mich zu lange.
Lösung:
Der Choke ist einstellbar, ob man es glaubt oder nicht. Man entferne die zwei kleinen Nieten der Schutzkappe und dann eben diese. Der Choke besteht klar erkennbar aus 2 Teilen und hat ein Gewinde. Bei mir war es frei, eventuell ist es ein bisschen mit Kleber fixiert. Die Chokebohrung im Vergaser weist 3 Löcher auf. Unten mittig für die Nadel des Chokekolben. Seitlich 2 Bohrungen, die auf ca. 14,5 mm unterhalb der Chokeaufnahme sitzen. Mein Choke war im Ruhezustand auf ca. 12 mm vom Chokegehäuse bis Kolbenende eingestellt. Somit ergibt sich eine Strecke von ca. 2,5 mm bis die Bohrungen überhaupt erreicht werden. Bei einem Gesamthub von ca. 5 mm schafft der Choke es kaum diese Bohrungen zu verschliessen.
Kurzerhand den Choke durch Drehen des Oberteils so eingestellt, das er im Ruhezustand auf 13,5 mm steht. Um genügend Gewinde für weitere Feinjustierungen zu haben, wurde ein kleiner Metallstift, der vom Ausdehnungsgefäß raus schaut, kurzerhand um ca. 2 mm gekürzt. Ergebnis ist eine normale Startfunktion aber eine erheblich verkürzte Chokephase. Kann natürlich auf die aktuellen Witterungsbedingen, insbesondere Winter angepasst werden. Im Uhrzeigersinn macht er schneller zu und umgekehrt. Wobei 1 Umdrehung etwa 1 mm Bewegung des Chokekolbens bedeuten. Aktuelle Chokephase ca. 30 bis 45 Sekunden. Sehr detailliert bei den Kollegen im Hexagon-Forum.de nachzulesen.
Chokealternative:
Die Besonderheit beim Leo sind nur 18,5 mm Chokedurchmesser und der Kolben steht bereits auf besagten 12 bis 13 mm Hub. Die Standardchokes haben meist 20mm Aufnahmen und einen viel zu kurzen Kolben. Was kaputt geht ist meist das Heizelement und das Ausdehnungselement. Hier sollten die Teile eines „Dellorto Choke“ helfen. Also zerlegen, zu Not mit Gewalt, und Einzelteile tauschen. Sehr detailliert bei den Kollegen im Hexagon-Forum.de nachzulesen.
Kapitel 2: Vergaserbedüsung
Problem ist ein ständig schwankender und unruhiger Leerlauf. Leerlaufschraube (die kleine oben) darf max. ¼ Umdrehung geöffnet werden, sonst überfettet er. Auch hier hat die Recherche ergeben, dass Einstellbereiche unter 1 Umdrehung bzw. über 2,5 Umdrehungen zu Handlungsbedarf führen. Es handelt sich hier ja um eine Benzinregulierung, keine Luftregulierung. In Verbindung mit der Gemischanreicherung des Choke beim Start einfach des Guten zu viel. Beim Leo haben Leerlaufdüse 42,5 und Hauptdüse 107,5 ein Verhältnis von 0,39 zu 1. Nach meiner Recherche liegen die meisten Bedüsungen bei ca. 0,29 zu 1 bis 0,32 zu 1. Leo also zu fett?!
Lösung:
Nebendüse 36 bis 38 einsetzen. Ich habe eine 38 verbaut, da mir die 36 bis Halbgas zu mager erscheint. Dies führt auch zu einer besseren Zerstäubung, da bei gleicher Strömungsgeschwindigkeit weniger Benzinteilchen „verteilt“ werden müssen. Das entspricht einer Verkleinerung der Düsenbohrung um 20 % bezüglich der Oberfläche. Aber erst mal eine finden. Baugleich zu finden für eine Yamaha FJ 1200. Hersteller ist Keyster. Artikelnummer KYS-15A037,5. Alternativ geht auch ein Düsenset von Naraku für PHBN/PHBG M5. Erhältlich bei Roller.com Artikel-Nr.: 2981378. Set mit 10 Düsen von 30 – 50. Diese sind allerdings 3-4 mm kürzer, aber funktionieren. Bei der Gelegenheit natürlich gleich Grundreinigung aller Düsen und Kanäle. Nicht vergessen den Sitz vom Schwimmerventil auszubauen. Hier ist ein kleines Filtersieb, das verschmutzt zu verringertem Benzinzufluß führt. Die Leerlaufdüse ist bis ca. ¼ Gas für die Gemischbildung zusätzlich verantwortlich. Also nicht nur das Standgas.
Leerlaufschraube läßt jetzt einen relativ breiten Bereich zu, in dem der Leo rund läuft und ist auch nicht mehr so sensibel auf geringste Bewegungen. Grundeinstellung ca. 1 Umdrehung.
Kapitel 3: Benzinreservoir; Besonderheit bei BJ. 98
Diesen „Zusatztank“ habe ich kurzerhand rausgeschmissen. Man nehme einen T/Y- Verbinder (Stärke 5 mm) und verbinde die 2 obersten Schläuche, also Vor- und Rücklauf. Der dritte Anschluß geht dann zum Vergaser. Diesen Schlauch habe ich zu Kontrollzwecken durchsichtig gewählt. Diese Lösung gibt es ab Werk ab Bj. 99.
Kapitel 4: Einstellarbeiten
Wie hören sich 1400, 1500 oder 1600 Umdrehungen Standgas an? Ich habe mir zu diesem Zweck einen digitalen DZM gekauft, der induktiv über das Zündsteckerkabel funktioniert. 4 bis 5 mal umwickeln und gut ist. Bewährt hat sich hier die Marke BOCAST. Auch sehr nützlich bei der Abstimmung der Variomatik.
Ansonsten gilt, wie immer, warm gefahren und alles dicht, also auch keine Nebenluft. Luftfilter sauber und Zündkerze ok.
Resümee: Mir erscheint der Roller ab Werk weit zu fett eingestellt. Gerade beim Kaltstart ist die Kombination aus falsch justiertem Choke plus reichlich zu groß dimensionierte Leerlaufdüse tödlich. Beim Warmstart greift der Choke wiederum auch zu stark und zu lange ein. In Kombination mit der zu großen Leerlaufdüse führt auch dies zu Startproblemen.
Meiner startet nun i.d.R. auf den ersten Knopfdruck. Schnurrt relativ stabil auf 1450 U/min. im Standgas. Verbrauch auch gesunken und sehr weicher Übergang beim Gas wegnehmen.
Vielleicht helfen meine Erkenntnisse dem einen oder anderen. Wie immer gilt alles ohne Gewähr und Nachahmung auf eigenes Risiko.